Die Hase, ein Stadtfluss
Während die Hase über den größten Teil ihrer Fließstrecke durch landwirtschaftlich genutzte Regionen fließt, fristet sie in der Stadt Osnabrück Ihr Dasein als Stadtfluss. Zahlreiche Bemühungen zur ihrer Wiederbelebung können bis heute nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Hase im Laufe der Jahrhunderte von den Stadtbewohnern benutzt, gezähmt und in enge Schranken verwiesen wurde.
Die Rekonstruktion des Haseverlaufs in Verbindung mit der Stadtentwicklung dokumentieren die starken Veränderungen, der die Hase von den ersten Siedlungsansätzen im frühen Mittelalter bis in die Neuzeit unterworfen war. Auch der Blick in das Zeitungsarchiv der örtlichen Presse verdeutlichen den Umgang mit der Hase je nach gesellschaftlichem Zeitgeist und städtebaulichem Erfordernis. Die negativen Auswirkungen auf die Lebensraumfunktion aber auch auf die Funktion als Erlebnis- und Erholungsraum für die Stadtbewohner sind augenfällig und allgegenwärtig. Dennoch ist die Hase das einzige, das gesamte Stadtgebiet durchziehende Vernetzungselement und damit ein Lebensraum für Tiere und Pflanzen von höchster Bedeutung. Selbst auf kleinstem Raum gibt es noch Platz für ein Nest, einen Fischunterstand und Pflanzen am Uferrand, die wiederum die heimische Insektenwelt anziehen. Und schließlich hat die Hase die Funktion eines Schnittstellengewässers für alle im und am Gewässer lebenden Organismen.
Diese Bedeutung der Hase griff der Rat der Stadt Osnabrück auf, als er 2001 die Bildung eines Fonds zur ökologischen Entwicklung der Hase beschloss. Aus diesem Fonds sollen insbesondere Maßnahmen finanziert werden, die geeignet sind, die Umweltbedingungen der Hase als Lebensraum in seiner Vielfalt fortzuentwickeln und zu verbessern. Als konkrete Grundlage für Maßnahmen zur ökologischen Verbesserung ausgewählter Fließgewässer, allen voran der Hase, und somit als Beitrag zur Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie hat die Stadt Osnabrück darüber hinaus ein städtisches Fließgewässerschutzprogramm aufgelegt, das die Ziele des Niedersächsischen Fließgewässerschutzsystems aufgreift und auf der Ebene und der Maßstäblichkeit der Stadt Osnabrück konkretisiert.
Das Programm stellt den aktuellen Zustand der Hase u. a. anhand der Strukturgüte, einem der wichtigsten Parameter zur Beurteilung des Gewässerzustandes, dar. Danach können im Groben drei Zonen identifiziert wer-den: Die Strukturgüte in der Innenstadt ist im Mittel der Güteklasse 6 zuzuordnen (sehr stark verändert), oberhalb der Innenstadt ist die Strukturgüte mit der Güteklasse 4 als deutlich verändert zu beschreiben, unterhalb der Innenstadt herrscht im Mittel die Strukturgüteklasse 5 (stark verändert) vor.