Freie Bahn für Fische: Die Hase soll barrierefrei werden

Freie Bahn für (freie) Fische: Das Wiederherstellen der ökologischen Durchgängigkeit, also von barrierefreien Bewegungsmöglichkeiten für Fische und andere Wasserbewohner, ist eine der großen Aufgaben beim Zurückversetzen der Hase in einen naturnäheren Zustand.   

Die ökologische Durchgängigkeit soll insbesondere den Fisch– und Neunaugenarten zu Gute kommen, die ihre Wanderungen im Flusssystem von Hase und Ems und teilweise weit darüber hinaus bis in hochmarine Bereiche des Nordatlantiks durchführen. Ihre Raumnutzungsansprüche sind durch Querverbauungen wie Wehre erheblich beeinträchtigt. Viele dieser Arten werden aktuell in der Roten Liste der gefährdeten Tierarten Niedersachsens geführt. Von den Fischereifachgremien der EU wird speziell der Aal als Vorkommen “außerhalb gesicherter Grenzen“ klassifiziert.

Auch in der Stadt Osnabrück ist die Hase in Bezug auf die Migration und die Drift von Fischen und Neunaugen ein durch zahlreiche Querverbauungen und lange vorgelagerte Rückstauzonen tiefgreifend gestörter Flussabschnitt. Dadurch wird der Fluss seiner natürlichen Funktion als “Schnittstellengewässer“ bzw. “ökologische Drehscheibe“ für migrierende, mit der Strömung driftende und sich andersartig im Gewässernetz ausbreitende Fische und Neunaugen nicht mehr gerecht.

Dementsprechend ist die heute vorhandene Fisch- und Neunaugenfauna in der Hase in Osnabrück deutlich an Arten verarmt. In Bezug auf die sich heute erfolgreich fortpflanzenden Arten sind lediglich noch Fische und keine Neunaugen mehr in der Hase vorhanden. Unter den Fischen - mit Ausnahme der wenig anspruchsvollen Arten Hasel und Bachschmerle – sind nur solche Arten vertreten, die auch in stehenden Gewässern nachhaltige Bestände aufbauen können (Generalisten).

Der Schlüssel für das Wiederherstellen der ökologischen Durchgängigkeit der Hase im Stadtgebiet liegt in der Umgestaltung der  Querbauwerke. Acht derartige Hindernissebestanden im Stadtgebiet, von denen bis heute bis auf zwei alle umgebaut oder umgangen werden konnten (s. Grafik). So ist ein Wehrumbau an der Pernickelmühle und bei der Papierfabrik Kämmerer bislang noch nicht gelungen. Eine Machbarkeitsstudie zeigt jedoch auf, dass technische Lösungen für alle Querbauwerke vorhanden sind. Die Umsetzung ist jedoch abhängig von den finanziellen Möglichkeiten von Stadt und Land sowie von der Vereinbarkeit mit privaten Interessen und öffentlichen Belangen wie dem Denkmal- und dem Hochwasserschutz. 

Mit der Einrichtung des Borstenfischpasses an der Neuen Mühle wurde die erste Gewässerbarriere in Osnabrück wieder durchlässig für Fische und andere Wasserbewohner gemacht. Auf dem Weg, die Hase in Osnabrück ökologisch durchgängig zu gestalten, war die Eröffnung im Jahr 2009 ein besonders wichtiger Trittstein. Erfolgskontrollen verdeutlichen den Erfolg der Maßnahme für die Wasserbewohner. Von den 18 Fischarten, die im Flussabschnitt zwischen dem Wehr der Pernickelmühle und dem Wehr der Neuen Mühle nachgewiesen werden konnten, haben 13 Arten den Pass angenommen. Auch verschieden große und schwimmstarke Fische kommen durch den Borstenfischpass hindurch. 

Schöner Nebeneffekt: Durch den Borstenfischpass ist die Hase an dieser Stelle auch für Kanuten deutlich leichter passierbar geworden. Früher mussten Boote dort umständlich aus dem Wasser gehoben und über die Straße getragen werden, heute können die Kanuten einfach in ihren Booten unter der Unterführung hindurchrutschen. Bei einer Kanutour über die Hase ist das nicht nur ein großer Spaß, sondern die bessere Erreichbarkeit des besonders reizvollen Innenstadtabschnitts mit der Neumarkt-Unterquerung, der Haseöffnung und der Passage über den lauschigen Flussabschnitt am Herrenteichswall ist auch aus touristischer Sicht und für die Freizeitgestaltung ein großer Gewinn. Im Zusammenhang mit dem Ausbau des Haseuferwegs wurde gleich an der Neuen Mühle ein neuer Anleger, eine sogenannte „Bootslände“, berücksichtigt. 

Auch für die Wiederherstellung der ökologischen Durchgängigkeit der Hase im Bereich des Pernickelwehres gibt es schon seit langem Pläne. Aktualisiert wurden sie in 2019 und dem Osnabrücker Rat vorgelegt. Der Stadtrat hat daraufhin beschlossen, die Pläne umzusetzen, sollte eine Finanzierung des Projektes zu mindestens 75 Prozent aus EU- und Landesmitteln erfolgen

Das Wiederherstellen der ökologischen Durchgängigkeit gehört auch zu den Zielen des „Osnabrücker Fließgewässerschutzprogramms“. Darin sind Entwicklungsziele für die Hase und ihre Nebengewässer (Düte, Nette, Wilkenbach, Goldbach, Sandforter Bach, Huxmühlen-Wiesenbach, Sandbach, Belmer Bach) festgeschrieben. Insgesamt geht es um 75 Fluss- und Bach-Kilometer in Osnabrück.

Auch an anderen Hase-Abschnitten wird fleißig an der Wiederherstellung der ökologischen Durchgängigkeit gearbeitet. So wurde etwa an der historischen Sutmühle im Meller Ortsteil Ausbergen eine Umflut für einen ca. 1,8 Meter tiefen Absturz und eine Sohlrampe mit starkem Gefälle geschaffen, die für Kleinfische und Fischnährtiere zuvor ein unüberwindbares Hindernis darstellte. Auch andere Flüsse im Einzugsbereich der Hase, wie Düte und Nette, werden in Osnabrück sukzessive ökologisch umgebaut. In 2019 konnte der Seelbach in seinem Unterlauf renaturiert werden. 

 

Mehr zum Thema:

Lageplan Neue Mühle (17 MB, pdf)

Lageplan Pernickelmühle (16 MB, pdf)

Skizze: Schnitt durch Beckenschlitzpass in der Trasse des haseseitigen Uferwegs, im Hintergrund Pernickelmühle, -wehr und -turm

Skizze: Schnitt durch den Herrenteichswall, links Hase, rechts Umflut

Skizze: Ansicht vom Parkplatz. PKW parken in Längsaufstellung vor der Umflut und der Stadtmauer

Skizze: Die naturnah gestaltete Umflut wird mittels eines Durchstichs durch Stadtmauer und Wall an die Hase angeschlossen ​​​​​​​​​​​​​​

 

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